Bronzezeitliche Pfahlbauten aus dem Thunersee

    Erst seit 2015 sind im Thunersee Reste von Pfahlbauten aus der Bronzezeit bekannt. Die Siedlungsreste sind stark von Erosion bedroht, weshalb die Tauchequipe des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern 2020 und 2024 Rettungsgrabungen durchführt. Eine Auswahl der schönsten Funde ist in der neuen Ausgabe der Ausstellungsreihe «Archäologie aktuell. Berner Funde frisch aus dem Boden» im Bernischen Historischen Museum zu sehen.

    (Bild: © Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Carlos Pinto) Ein Taucher schwimmt entlang einer sogenannten Erosionskante am Grund des Thunersees. Dieser aufgrund der Wellen der grossen Schiffe entstandene Absatz verschiebt sich immer weiter durch das Gelände. Dabei werden archäologische Reste freigespült und zerstört.

    Die Überraschung war gross, als der Sporttaucher Daniel Rubin dem Archäologischen Dienst des Kantons Bern 2014 eine Tasche voller Bronzeobjekte überreichte. Gefunden hatte er die Gegenstände im Thunersee nahe dem Schloss Schadau. Die Funde sind typisch für die späte Bronzezeit und in ähnlicher Form aus Seeufersiedlungen des Schweizer Mittellandes bekannt – bis zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht aus dem Thunersee.

    Reste mehrerer bronzezeitlicher Siedlungen am Grund des Thunersees
    Ein erster Augenschein der Tauchequipe des Archäologischen Dienstes zeigte am Fundplatz Pfähle, archäologische Schichten und Bronzeobjekte. Es ist die erste bekannte Pfahlbaufundstelle im Thunersee. Abklärungen ergaben, dass sich die Siedlungsreste über ein grosses Areal von mehr als 15’000 m2 erstrecken, was ungefähr der Fläche von zwei Fussballfeldern entspricht, und von verschiedenen Siedlungen unterschiedlichen Alters (um 1600 – 1550 v. Chr. und um 1050 – 950 v. Chr.) stammen. Insbesondere im Bereich der Schifffahrtsrinne sind die jahrtausendealten Siedlungsreste stark von Erosion bedroht. Die archäologischen Schichten sind komplett zerstört und von den Pfählen sind meist nur noch die Spitzen erhalten.

    Abtauchen im Ausgrabungszelt
    Interessierte können ab dem 28. März 2024 in die faszinierende Welt der Unterwasserarchäologie eintauchen. In der Ausstellung im Bernischen Historischen Museum wird mittels Wellenprojektion und einer passenden Geräuschkulisse die versteckte Welt im Thunersee erlebbar. Interviews mit Projektbeteiligten geben Einblick in die Tauchgrabungen sowie die Methode der Dendrochronologie. Eine Medienstation ermöglicht zudem eine Wissensvertiefung in diese einzigartige Grabungsweise. «Wir freuen uns sehr, mit dieser Ausstellung für einmal mitten im Museum quasi unter Wasser abzutauchen und die frischen Funde aus dem Thunersee präsentieren zu dürfen», so Thomas Pauli-Gabi, Archäologe und Direktor des Bernischen Historischen Museums.

    pd

    www.bhm.ch


    Vermittlungsangebot

    Exklusivführung im Bernischen Historischen Museum und Besuch des Dendrolabors und der Tauchbasis in Sutz-Lattrigen am Samstag, 8. Juni 2024, von 13 bis 17 Uhr mit Vanessa Haussener, Kuratorin Archäologie, Bernisches Historisches Museum, Lukas Schärer, stv. Leiter Ressort Prähistorische und Unterwasserarchäologie, MA, und Matthias Bolliger, Leiter Dendrolabor, beide Archäologischer Dienst des Kantons Bern.

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